Die Schönheit ist im Wald
Wälder haben auf die Finnen einen großen Einfluss. Für viele Stadtbewohner ist der Wald ihr Lieblingsort. Die Menschen wollen ihre Bindung zum Wald nicht aufgeben, und sie wollen auch in bebauter Umgebung Bäume haben. Täglich knüpfen die Menschen neue Verbindungen mit dem Wald.
Oft wird alles, was natürlich ist oder aus der Natur stammt, als ästhetisch angesehen. Bäume und der Wald sind Archetypen: Teil unserer kollektiven Psyche, die in Mythen, Legenden und Überzeugungen erscheinen. Wir nehmen den Wald als lebendig, dauerhaft und real wahr.
Nur eine Handvoll Tannenzapfen haben die Kraft, für Tausende von Jahren Wälder zu schaffen.
Werfen Sie einen genaueren Blick auf die Waldphänomene, die Teil der finnischen Volkskultur sind.
Birke
Die Birke ist eng mit der spirituellen Landschaft Finnlands verbunden. 1988 wurde sie zum Nationalbaum des Landes erklärt. Mittsommer ist ein traditionelles Fest der Blumen und der jungen, grünen Zweige geworden. Im Mittsommer schmücken die Finnen ihre Türschwellen pflichtbewusst mit Birken. Diese Tradition ist besonders in Sommerhäusern lebendig, wo die Mehrheit der Finnen ihren Mittsommer verbringt. Blattgrüne Birken sind der Inbegriff des finnischen Sommers.
Sauna
Die Sauna sagt viel über die Verbindung zwischen den Finnen und ihren Bäumen und der Natur aus. Saunen werden in der Regel aus Holz gebaut, und Holz ist oft das Heizmittel der Saunaöfen. Die in der Sauna verwendete Birkengerte (”Vihta” oder ”Vanta” auf Finnisch) regt die Durchblutung an und entspannt die Muskulatur. Die Zusammenstellung einer Birkengerte, ihr wohlriechender Duft und ihre Verwendung im heißen Dampf der Sauna sind entspannende und beruhigende Lebenstraditionen. In der Sauna zu sein, lässt die Gedanken unweigerlich auch tief in den Wald und die Wildnis abschweifen.

Um eine Saunagerte herzustellen, wird die Silberbirke oder Flaumbirke verwendet. Entsprechend große Äste werden gebündelt und zu einem einfach zu verwendenden ”Bouquet” zusammengebunden. Die Äste am Griffende der Gerte werden auf die gleiche Länge geschnitten. Eine gute Gerte ist solide, mit Zweigen, die nicht herausragen. Birkengerten sollten vor Mittsommer hergestellt werden, besonders, wenn sie für den Winter gelagert werden sollen. Für den Winter vorgesehene Gerten sollten an einem schattigen Ort getrocknet werden, um die grüne Farbe der Blätter zu erhalten. Die getrocknete Gerte wird vor Gebrauch in warmem Wasser eingeweicht. Gerten können auch durch Einfrieren konserviert werden.
Widmung eines Baumes
Ein Baum kann im Garten gepflanzt werden, um den Festtag einer Person zu ehren oder um eines anderen besonderen Ereignisses zu gedenken. So können zum Beispiel alle Kinder einer Familie im Garten einen eigenen Baum besitzen. Dahinter steht die Hoffnung, dass das lange Leben des Baumes auf die Lebensdauer des Menschen übergeht. Wenn der betreffende Mensch vor dem Baum stirbt, bleibt der Baum als Erinnerung für den Verstorbenen erhalten. Für die Baumwidmung werden eine Reihe von Baumarten verwendet, aber die am gängigsten sind nach wie vor diejenigen, die in den Gärten vorkommen: Vogelbeere, Birke und Fichte. Die Tradition der Baumwidmung ist lebendig und gut, obwohl die starke gemeinsame Schicksalsbindung zwischen dem Baum und dem einzelnen Menschen nicht mehr übernommen wird.
Feuerbestattung
Die Feuerbestattung ist in den letzten Jahren immer häufiger geworden. Mit Genehmigung des Grundbesitzers darf die Krematorium-Asche auch außerhalb von Friedhöfen und privaten Bestattungsplätzen verstreut werden. Manche Menschen möchten, dass ihre Asche im Wald verstreut wird. Dabei wird die Asche im Wald so ausgestreut, dass sie in der Umwelt keine Spuren hinterlässt. Der Boden darf nicht verändert werden und es dürfen auf dem Boden keine Grabsteine oder Grabdenkmäler aufgestellt werden.
Festungen und Spielzeug
Kinder bauen Festungen auf dem Boden oder hoch oben in den Bäumen. Festungen können aus fast allem hergestellt werden – aus Zweigen, Ästen und Bretter. Gemeinsam zu bauen macht Spaß und ist aufregend. Viele Quellen bieten Anweisungen, wie eine Festung gebaut wird. Auch gibt es Camps, die Festungen bauen.
Holz hat als Material bei der Herstellung von Spielzeug und Kunsthandwerk Tradition. Mit Holz, das leicht zu bearbeiten ist, können Kinder eigenhändig Spielzeug herstellen. Tannenzapfenkühe und Rindenboote sind in Finnland bekannte handgefertigte Spielzeuge.
Vornamen
Viele finnische Vornamen sind von Bäumen und vom Wald inspiriert. Die Mädchennamen Raita, Tuomi und Pihla sind die Namen der Baumarten Ziegenweide, Vogelkirsche und Vogelbeere. Ritva (Aust), Taimi (Setzlingen) und Virpi (Zweig) beziehen sich ebenfalls auf Bäume. Was die Namen der Jungs betrifft, so gibt es Vesa und Aarni, was so viel bedeutet wie Ableger bzw. alter Wald. Die Namen der Mädchen Mielikki und Tellervo und die Namen der Jungs Tapio stammen von Waldgottheiten.
Viele finnische Familiennamen haben auch eine enge Verbindung zum Wald.